Sehr persönliche Anlehnung an Franz Kafkas "Heimkehr"

Sehr persönliche Anlehnung an Franz Kafkas „Heimkehr“

 

„Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um.“ Es ist das Haus meines Vaters. Über einem alten und an manchen Stellen mit Isolierbändern zusammengehaltenen Schuhregal befindet sich ein Schlüsselkasten mit zwei Türen. Auf den zwei Türen klebten Spiegel. Als meine Mutter aus dem Haus wegmusste und mein Vater allein war, fielen innerhalb einer Woche beide Spiegel herunter und zerbrachen. Sieben Jahre Unglück pro zerbrochenem Spiegel. Mein Vater wünschte sich neue Spiegel von mir, ich kam nie dazu, sie zu kaufen. Ich schaue auf die kahlen Türen, an denen sich noch Reste des Klebers befinden, an denen die Spiegel befestigt waren.

„Ich bin angekommen“, aber nur in Gedanken, es wird mich niemand mehr empfangen, niemand mehr wartet hinter der Tür der Küche und es kommt auch kein Rauch aus dem Schornstein. Ich fühle mich noch immer nicht zuhause, wie in den Jahrzehnten zuvor.

„Ich wage es nicht, an die Küchentür zu klopfen“, sondern schaue mir von der Ferne Bilder meines Hauses an. Es ist jetzt mein Haus, das einsam am Ende des Hohlweges steht. In den Bildern versuche ich etwas zu finden, was mich erinnert an die Kindertage, eine Erinnerung, die mir zerflossen ist und die ich nicht zuordnen kann.

„Je länger man zuwartet, desto fremder wird man.“ Ich habe so lange zugewartet, dass die Fremdheit zu einer unüberbrückbaren Finsternis geworden ist. Die Frage, wie es wäre, wenn jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte, muss nicht mehr gestellt werden, denn es wird niemand mehr tun.

So werde ich mein Geheimnis wahren, das mir gehört und bei mir bleiben wird, weil man es nicht sagen kann oder weil ich es nicht sagen will.

 

Für meine Eltern Ilse und Karl, in deren Haus ich vielleicht doch irgendwann einmal eintreten werde und vielleicht warten sie auf mich.