Paul Celan „Die Niemandsrose“ und „Sprachgitter“

Heute möchte ich einen Lyriker vorstellen, nämlich Paul CelanIn meiner Studienzeit hätte man gesagt, dass man Paul Celan nicht vorstellen muss, da er ohnehin im kollektiven Bewusstsein derer ist, die sich mit Literatur beschäftigen. Aber meine Studienzeit ist lange her und die Zeiten haben sich geändert. Aber seien wir ehrlich, die Lyrik hatte es immer schwer. Falls man den Drang verspürt zu schreiben, und damit vielleicht auch noch Geld verdienen will, so muss man den Wunsch zu den Göttern schicken: „Bitte, lasst es nicht Lyrik sein. Die verkauft sich nicht.“  Die Lyrik war auch früher schon oft ein Nebenprodukt mancher Dichter -ich schreibe bewusst Dichter, denn der Begriff Autor und Lyrik vertragen sich meines Erachtens nicht gut. Es heißt ja auch Gedichte und es geht in diesen Texten wirklich um das (Ver-)Dichten von Sprache. 

Paul Celan gehört neben Franz Kafka zu meinen besonderen „literarischen Freunden“ und ich verspüre in deren Texten eine seelische Verbundenheit, ohne diese Menschen je gekannt zu haben. Während ich bei Franz Kafka den Intellekt schätze, der sich hinter der oberflächlichen Einfachheit seiner Texte verbirgt, so ziehen mich die zum Teil unauflösbaren, chiffrierten Bilder von Paul Celan in die Tiefen des Gefühls. Ich muss die Bilder nicht verstehen, damit sie mich anrühren, sie wirken auch ohne Auflösung, sie schweben ungelöst auf einen zu und lösen trotzdem Gefühle aus, die durch die Schönheit erzeugt werden. Das Paradoxon bei Celan ist ein ganz besonderes, und es stellt sich immer wieder die Frage: Wie können die schrecklichen Themen seiner Gedichte eine derartige Schönheit erzeugen?

Ich habe schon bei meinen Lieblingstexten das Gedicht „Abend der Worte“  beschrieben, da es zu mir in besonderer Weise durch seinen traumatherapeutischen Ansatz spricht. Hier im Blog stelle ich nun einen Gedichtband vor, von dem ich gar nicht weiß, ob es ihn in dieser Form noch gibt, da viele Bücher auch nicht mehr oder in anderer Zusammensetzung veröffentlicht werden. Aber darum geht es nicht, denn der Band ist eine Anthologie verschiedener Gedichte mit dem Versuch einer gewissen Zuordnung zu einem Motiv. Grundsätzlich aber haben wir es mit Einzeltexten zu tun, die für sich sprechen. Ich möchte an dieser Stelle auch keine Interpretationshypothesen von mir geben, von denen unzählige in Büchern und im Internet zu finden sind. Ich möchte euch einladen, die Gedichte zu lesen und auf euch wirken zu lassen. Vielleicht gelingt es nicht beim ersten Anlauf, aber auf Lyrik muss man sich einlassen. Am Buchrücken des Textbandes findet sich ein Zitat Paul Celans aus seiner Rede anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises, welches ich euch ans Herz legen möchte: „Das Gedicht ist einsam. Es ist einsam und unterwegs. Das Gedicht will zu einem Anderen, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Es sucht es auf, es spricht zu ihm.“

In diesem Sinne möchte ich euch einladen, den Gedichten von Paul Celan ein offenes Gegenüber zu sein und deren Sprache zu hören.

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